So, endlich komme ich dann mal dazu, unseren Ausflug zur Binenale vom 20. – 23.06. mal ausführlich zu beschreiben. Immer ist etwas los und Ruhe braucht man für so eine Aufgabe ja auch…
Der Wunsch einmal zur Biennale zu gehen war immer schon da, insbesondere aber nachdem wir einen Filmbeitrag dazu in Irland sahen, war dann die Lust endgültig vorhanden. Nach der documenta 13 letztes Jahr war das auch bitte notwendig, da das Spektakel in Kassel zwar nett, aber irgendwie enttäuschend war. Wir lieben ja moderne Kunst, aber bitte dann auch wirklich modern und innovativ. Also gesagt getan – auf nach Venedig…
Am Donnerstag war es dann soweit – in Deutschland brütete es mit 35° und wir mit unserem gemieteten kleinen Cabrio auf in den Weg gen Süden. Fliegen wäre ja auch gegangen, aber leider nicht direkt von Stuttgart und dann dauert es auch wieder recht lang – vor allem ist die Fahrt über die Alpen ja auch nicht schlecht. Der Stau hinter Füssen mit 2h hätte zwar nicht sein müssen, aber am Ende waren wir dann glücklich und wohlbehalten in Venedig angekommen. Da die Stadt nun einmal eine Lagune ist – also alles nur mit dem Boot machbar (außer auf der Insel Lido) – parkt man eben und nimmt dann das Vaporette. Am einfachsten kann man das beim – nicht lachen – Flughafen tun. Da gibt es Parkplätze für 5 € / Tag und da unser Hotel auf Murano (der Glasbläserinsel) war, kam uns das recht gelegen.
Also ankommen, abstellen, alles einpacken und dann so langsam Ruhe einkehren lassen… Das Boot kommt alle 30 min, so dass man in Ruhe den Abend genießen kann
Man kann Touristen bestaunen (insbesondere asiatische sind immer wieder ein Quell der Freude)
Oder aber einfach nur der Sonne zusehen
Kaum wähnt man sich einmal nicht beobachtet, schon wird man fotografiert – das melde ich dem Tierschutz!
Nach einer 45 minütigen Fahrt (das Hotel holt einen nach Voranmeldung auch ab, aber das dauert ähnlich lange, da man warten muss, bis das Boot kommt…) ist man dann auf Murano und pilgert die Hauptwasserstrasse entlang zum Hotel. In unserem Falle das LaGare – Eröffnung war Mai 2013 – also absolut neu, wunderschön und super-zentral gelegen (http://www.accorhotels.com/de/hotel-7353-lagare-hotel-venezia-mgallery-collection-opening-may-2013/index.shtml). Ein klein wenig Luxus darf es dann auch sein – why not…
Am nächsten Morgen ging es dann per Vaporetto zur Hauptinsel von Venedig zur Biennale, die an 2 Primärplätzen stattfindet – dem Arsenale (der alten Militärwerft und Quell des Reichtums der Stadt im Mittelalter) als auch Guardino, was, wen wunder es, Gärtchen heißt. Dort haben wir dann auch angefangen und waren nicht schlecht erstaunt zu sehen, wie grün Venedig sein kann. Das glaubt man einfach nicht und muss es wirklich gesehen haben – wunderschön!
Dort hat man generell ein Haus pro Land (die Häuser sind dabei stellenweise von 1913 wie das russische Haus) und werden ein Jahr für die Architektur-Biennale und das andere für die Kunst-Biennale verwendet).
Man darf sich jetzt aber nicht zu viel vorstellen – in Guardino sind vielleicht 30 Länder vertreten, der Rest ist dann im Arsenale, oder verteilt sich über die ganze Stadt an x kleinen Plätzen. Einer vorsichtigen Schätzung nach würde ich mal sagen, dass es in der Stadt so 100 Ausstellungspunkte gibt
Vielleicht noch ein Wort zu den Eintrittskarten, da das etwas verwirrend war (zumindest für uns). Es gibt Einmalkarten für 25 €, die es einem erlauben einmal in Guardino, einmal in Arsenale Einlass zu bekommen (man kann dann aber nicht mehr raus). Das muss allerdings nicht an einem Tag sein! Die 2-Tages-Karte, wo man beliebig rein und raus kann (an 2 aufeinanderfolgenden Tagen) kostet 30 € und benötigt ein Ausweisdokument! Also wer wie wir nach 5 h Kunst meint, dass es reicht, für den ist die Einmalkarte die bessere Variante – wer Hardcore-Kunstfetischist ist und morgens um 10:00 beginnt und bis abends 18:00 bleiben möchte mit rein und raus – der nehme die 2-Tageskarte und danach ein Weinchen, zum runterkommen
Jetzt aber genug Text – Bilder sind Trumpf – es geht ja um die Kunst…
Wir lieben Installation und da war die der Amerikaner doch schon sehr schön
Ein wildes Sammelsurium an Dingen
Überall bewegt sich etwas, Schatten ziehen über die Wand
Aber auch kleine, schöne Dinge
kann man bewundern
Das ist eine süße Idee
Diese Installation war sehr farbenfroh
und auch wieder in ihrer Art und Weise spannend
Laborplatz?
Physikunterricht zum Anfassen
Etwas morbide ist es dann auch
und danach machte auch die Installation im Freien, die davor ein klein wenig – Häh – hervorgerufen hat
deutlich mehr Sinn
Finnland war ganz im Sinne Natur und hat gezeigt, wie Bäume atmen indem die Photosynthese hörbar gemacht wurde – schön!
Man konnte auch auf ein Meßgerät pusten und das CO2 wurde dann anders dargestellt…
Hmmm… Irgendwie spannend – aber schön, dass jetzt einfach beide Staaten sich den Pavillon teilen
Der australische Beitrag war süß – ein Schwarm
Mücken… Viele…
Aus Papier
Dann der deutsche Beitrag mit einer Installation von Ai Wai Wai
Skurril
Aber auch witzig – vor allem, dass man durchlaufen kann
So, jetzt erst einmal Tea-Break. Und wo geht das am besten? Richtig, im englischen Pavillon…
Die Kanadier waren ein klein wenig extravagant…
und hatten eine wunderbare Licht- / Schatten-Komposition
Also – aufpassen, woneben man aufwacht
Korea war dann auch sehr schön – ein komplett mit eloxiertem Material ausgelegter Raum, der durch die Sonne illuminiert wurde. Wunderschöne Farbenspiele
Einfach zum Wegträumen
Der russische Beitrag war auch interessant… Mythologie zum Anfassen
Eine andere Form von Kirche
Huch war der grimmig
Die Damen (nur die) durften dann die Münzen einsammeln, die vorher per Aufzug zum Dach transportiert wurden
in den Eimer werfen
wenn er halb voll war
ging es nach oben
Irgendwie hat dieser Beitrag furchtbar viel Zeitgeist… Insbesondere nach den ganzen Dingen, die die letzten Tage so hochkommen… (heißt übersetzt ungefähr: “Wer sind die Terroristen?”
Beim spanischen Beitrag war dann schon – hier muss ich ehrlich sein – ein gewisser “ok, was soll uns diese Installation sagen”-Anteil vorhanden, aber interessant war es schon
Extrem “schön” (ansprechend, aussagekräftig) war der belgische Beitrag – “Krüppelholz”
Nicht nur das stumme Leiden wird perfekt “rüber gebracht”
Auch die Ausführung mit Kunstharz, Holz, Stoff, etc. ist einfach gigantisch toll
Das ist so richtig moderne Kunst zum begeistern
Dann noch in dem Raum mit richtig tollen, majestätischen Dimensionen
So, jetzt aber erst einmal etwas ruhe für Augen, Kopf und Füße. Hurra – ein Aperol Spritz
Weiter ging es zum holländischen Beitrag – auch wunderschön (und traurig)
Wirklich toll gearbeitet
mit wahnsinnig viel Aussagekraft
Pfiffige Ideen
Diese Büsten so zu teilen
Schmerzhaft
morbide
einfach phantastische Einfälle und Symboliken
und auch traurige Elemente
In der Haupthalle gab es auch Ausdruckstanz mit Ton
und immer wieder in kleinen Nebenräumen ganz andere Dinge
Da ist es immer wieder spannend sich zu überlegen, wie die Künstler das gemacht haben. Wir schätzen Luftballons mit Wasser / Sand und dann Negativ- / Positivform
Nun gut – zum Glück war eine Absperrung außen herum, sonst hätte man wahrscheinlich nicht gemerkt, dass es Kunst ist… Aber die Farbe ist zumindest sehr passend zum Beton. Was es sagen soll weiß ich nicht wirklich, war mal nett… Hier fiel uns wieder der böse Spruch der documenta ein: “Ist das Kunst, oder kann das weg?”
Ganz verrückt waren dann die kleinen Tonfigürchen eines Amerikaners
Skurrile kleine Dinge
Aliens?
Auf solche Ideen muss man erst einmal kommen
Ein Wiener Versicherungsmitarbeiter hat in akribischer Handarbeit 440 solcher Häuschen entworfen und dann nach seinem Tod wurden sie bei einem Trödelhändler entdeckt… Es ist schon spannend, was Menschen in ihrer Freizeit so alles machen
Das Bild war sehr eindrucksvoll
Auch süß
Sind die Tierchen nicht goldig?
Stellt Euch vor, so etwas kommt aus dem Aufzug
Oder lebt im Kleiderschrank
“Gipfelglühen”
Auch schön morbide!
Diese Details!
Mir hat ja diese österreichische Künstlerin extrem gefallen – “Frau mit Meerschweinchen”
Das finde ich ganz toll – “Tanz mit dem Tod”
und das hat uns immer an eine Bekannte erinnert… – “Mother Nature”
Die Kaffees sind auch sehr schön
wenn auch ein wenig skurril…
Einer der für mich schönsten Beiträge – Seidenfäden
Weht wunderschön im Wind
Auch aus Seide
Eine Kapsel von innen – Infinity…
Kunst aus dem arabischen Einflussbereich (ich glaube Marokko)
auch wieder sehr aussagekräftig und schön
Bei den Bildern hingegen waren wir gespalten – auf der einen Seite interessant
auf der anderen Seite – welches Frauenbild, welche Aussage
Da war die Body-Performance aus Serbien doch schon sehr viel mehr “Vergangenheitsbewältigung” (was gut und wichtig ist!)
Diese Gewalt und Hilflosigkeit
So, jetzt reichte es dann auch für den 1. Tag und wir zogen dann, nach einer kleine Bar-Pause
weiter in die Lagune etwas essen. Irgendwie haben wir immer Pech mit dem Shabbat… Die ganzen jüdischen Restaurants (leckeres Essen) machen halt Freitagabend bereits für Nicht-Juden zu und Samstag (Shabbat) gibt es dann auch nur etwas, wenn man zur Glaubensgemeinschaft gehört… Grummel – das Gam Gam (http://www.jewishvenice.org/article.php?page_1103) ist eben wirklich lecker – aber vielleicht beim nächsten Mal.
Nach der Alternative (was wohl – Pizza…)
ging es zurück nach Murano
Hier entdeckten wir noch eine schöne Glas-Skulptur (eigentlich wurde sie für Weihnachten 2007 gemacht)
die einfach so toll aussah
wieder sind es die kleinen Details
Nach einer guten Nacht im wunderbar klimatisierten Hotelzimmer (ich werde nie verstehen, warum man da in Deutschland immer noch so sparsam ist – man schläft einfach besser bei 20° statt 25 ) ging es mit dem Hotelboot zum Arsenale
Wobei hier jemand die Fahrt sichtlich genoß…
Dort angekommen ging es los – da mittlerweile Samstag war, natürlich deutlich mehr Menschen, aber das verlief sich zum Glück ein wenig später
Generell muss man sagen (ok, für uns war das so…), dass es gut war, erst Guardino zu machen und dann Arsenale. Irgendwie war dort deutlich mehr spannendes, schönes und besonderes – Arsenale zuerst hätte wahrscheinlich ein komisches Gefühl hinterlassen…
Aber auch hier gab es wunderschöne Stücke – zum Beispiel diese wilden Tiere eines autistischen Künstlers aus Japan
Wahre Monster
Eine sehr beindruckende Halle waren dann diese Modelle von Venezianern
Furchtbar lebensecht
aus Plastik
Wie der Künstler das genau gemacht hat ist spannend
auf jeden Fall wunderschön
und eine tolle Stimmung
Bei der Wachsfigur musste man auch 2 Mal hinschauen…
absolut lebensecht
Dieser Künstler aus der Ukraine hat alte Propagandazeitungen übermalt – was für Gestalten…
Aber irgendwie erscheint einem das so lebensechter…
Als immer die Idylle
Das war übrigens das Original zum letzten Bild
“Apollo’s Traum” (Gott der Ordnung ) ist auch schön
so symmetrisch, wohl geordnet
Und wieder eine Installation, die begeisterte. Man konnte die Fläche berühren und dann “kam die Figur” nach vorne
Total interaktiv
eine wunderschöne Aussage
Zusammen bis ins hohe Alter
Ein südafrikanischer Künstler
der aus alten Büchern
diese Modelle fräst
das geht auch ziemlich groß…
Normalerweise sagen uns Collagen ja recht wenig, aber die hier waren gut!
Ich denke manchmal, dass ein Künstler für eine gute Aussage selber ziemlich viel Leid erfahren haben muss.
Anders herum kann man stellenweise nicht umhin zu denken und zu fragen – “warum hat der Künstler das gemacht – welche Aussage?”. Oder geht es vielmehr nur darum irgendetwas Neues zu machen?
Dieser Beitrag war auf jeden Fall recht nett – die Stadt versinkt in der Lagune…
Damit auch die Biennale
Erhebt sich aber immer wieder
Auch der Beitrag aus dem Kosovo war süß – ein Nest (so richtig groß zum Begehen) auf Füßen
Der indonesische Beitrag war sehr skurril
Irgendwie war Alles dabei – Gebet / Gesetz
Lust / Bedrohung
Gewalt
Direkte Tätlichkeit
Opfer
Der lettische Beitrag ging sehr stark um das Land, die Leute, Winter
und in der lateinamerikanischen Halle war wieder das volle Leben
Schöne Farbkombinationen
Und eine nette Idee das Molekül aus Getreide zu machen
Wirklich nett
Spannend…
Hmmm…
Eskimo mit Hummingbirds
Und noch eine witzige Installation
Hier tropft eine Säure auf eine Wand – sieht wirklich gut aus
Keine Ahnung, was es bedeutet, aber es war nett
Wer nennt sein Boot schon “Hangover” (= Kater nach übermäßigem Alkoholgenuß…)
Der chinesische Teil war enttäuschend – super überdimensionierte Videowände mit groteskem, brutalem und nicht wirklich gut gemachten Videomaterial. Dazu dann noch fast schon kitschige Kunst – schade, da hätte ich mir mehr vorgestellt…
Das ist ja noch gut
und auch hier ist eine Aussage vorhanden
Vielleicht sollte man aber zum “Independent Chinese Pavillion” gehen – der könnte interessanter sein
Zu guter Letzt dann das letzte Kunstwerk – eine Ansammlung von verbundenen Ohren, so dass man verschiedene Strecken unterirdisch akustisch überbrücken konnte – nett gemacht
Auf jeden Fall waren die Leute begeistert bei der Sache
So, das war’s dann —
Also als Fazit muss man sagen, dass es wunderschön, ganz toll und einfach einmalig war. Nicht nur Venedig selber, was ja auch sehr schön ist, aber einfach generell die Stimmung, die Kunst, das Andere – super. Wir werden uns auf jeden Fall überlegen, ob wir nochmals zur Biennale kommen (geht ja bis 24.11.2013) – allerdings dann im Oktober, wenn es fast keine Touristen gibt, aber viel schönes Wetter. Da könnten wir die x anderen Plätze abklappern, die wir einfach – auch wegen dem Gewusel der Menschen und der Wärme – jetzt nicht machen konnten.
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