Na prima – hinter mir hocken hier im Hotel-Café (die meisten Campingplätze hier sind bei Hotels angesiedelt) ein amerikanisches oder kanadisches Pärchen, die wohl zum ersten Mal in ihrem Leben die Welt außerhalb Nordamerikas kennen lernen und doch ziemlich konstatiert sind. Alles ist fremd – Tankstellen mit Selbstbedienung per Kreditkarte, nicht gechlortes Wasser – gar einfach nur Quellenwasser, kein frischer Orangensaft und nur 3 Sorten Marmelade. Dazu noch der eingelegte Fisch und das Vollkornbrot – Culture Shock pur… Dazu die typisch laute Sprache mit den wunderbaren Schmatzgeräuschen – charming… Vielleicht sollte ich sie doch zu Trockenfisch oder vergammelten Hai überreden…
Aber genug gelästert – weiter im Blog
Da wir bedingt durch den auch gestern vorherrschenden Starkwind (immer noch bis zu 90 km/h auf den Gipfeln) nicht unbedingt die Klippentour machen wollten, entschieden wir uns den Wasserfall über die Inlandsroute zu erreichen und dort ein wenig Spaß zu haben. 400 m hoch über dem Meer bei dem Wind mag ja einigen Leuten als das ultimative Erlebnis erscheinen, für uns ist das aber eher nichts…
Die Inlandsroute ist die Straße #60 welche nach Isafjördur führen würde (wenn man nochmals 70 km weiter fährt). Wir hatten uns aus Norden kommend damals dagegen entschieden, da dort ein recht hoher Pass zu queren ist, der schon damals ziemlich Schnee hatte – mittlerweile dürfte da ohne Ketten wohl nicht mehr allzu viel gehen. Auch so ist die Strecke allerdings schon anspruchsvoll genug – Schotterpiste mit Schlaglöchern pur.
Wie man sieht ist es auch mittlerweile recht kalt geworden und bei der Windgeschwindigkeit wird dann aus -1° schnell -10°
Vor allem immer wieder so charmante Steigungen mit 10 – in der Spitze 18° sind schon ein Spaß für Mensch und Maschine
Aber das tolle sind die einmaligen Blicke und Fernsichten auf der Strecke. Das ist unbezahlbar und einfach Spitze
Da das Eis so wunderschön war, noch ein paar Bildchen dazu
Der Winter kommt unaufhaltsam
Ganz nett ist es hier bei einer Windböe – so ein feiner Wasserschleier über den Fotografen ist doch ungemein erfrischend.
Wie gesagt – tolle Aussichten
Und wieder die vereisten Pflanzen
Bedingt durch die immer mehr werdenden Schneeflocken und den nicht nachlassenden Wind entschieden wir uns allerdings kurz vor Erreichen des eigentlichen Ziels umzukehren, da ich den Weg dann noch mit Schnee auf keinen Fall machen wollte. Ein wenig gestrandet, war die Frage, was als Nächstes gemacht werden könnte. Normale Wanderungen sind bei dem Wind nicht wirklich toll – also entschieden wir uns dafür eine geologische Besonderheit der Gegend; eine Fossilienstätte aufzusuchen. Ist schon spannend – man braucht dafür eine Permit, die man entweder beim Fährticket-Verkauf auf einer Farm bekommen kann (wenn kein Ranger da ist – aber jetzt ist Winter…). Der Ticketstand war zu, also hin zur Farm. Dort der Bauer war erst recht zögerlich, aber dann doch wirklich nett und es war alles klar. Also eine verbale Permit – auch recht
Ausgestattet damit ging es dann los…
Ganz am Ende des Pfades war dann dieser Felsvorsprung, wo eine Schicht hervorkommt, die sonst überall noch mehrere Meter hinter anderem Gestein verborgen oder bereits komplett erodiert ist
Versteinertes Holz und Blätter von Magnolien, Pinien, Pappeln und Ahorn. Vor 12 Millionen Jahren (also recht jung) war hier mal ein Wald, der eben versteinert wurde
Sehr schön ist die Struktur erkennbar
Auch als Negativ
Wunderschöner Ahorn
Das Holz war wohl verbrannt beim Ausbruch, so dass es als Holzkohle versteinert wurde
Die einzelnen Schichten sind aber auch so wunderbar zu sehen
Vielleicht sogar noch eindrucksvoller
Dieses Stück ist allerdings komplett versteinert
Überall liegen die Teilchen herum und der Wind treibt die versteinerten Blätter durch die Luft
Abends dann war die lang ersehnte Wetteränderung dann schon durch die Wolkenformen erkennbar
Wunderschöner Sonnenuntergang mit vom Wind verblasenen Wölkchen
Wirklich schön
Hallo, unglaublich Ihr Blog! Wäre denn das möglich die Koordinaten des Ortes mit den fossilen Funden zu verraten?
( https://glienecke.net/2012/09/11/hochland-und-fossilien/ )
Ich bin gerade dabei meine erste Islandreise zu planen. Vielen Dank!
Hallo,
also ich bin mir nicht mehr 100% sicher, aber es muss an der Straße #60 liegen. Ich habe ein wenig nachgeschaut und etwas mehr Info gefunden: „Zwischen den Fjorden Arnarfjörður und Dýrafjörður findet sich auch Liparit. Die durch Lavaüberströmung entstandene Holzkohle (Surtarbrandur) wurde in vergangenen Zeiten zum Heizen genutzt.“ Gibt es aber auch oben bei Isafjödur direkt bei Syðradalsvegur.
Auch beim Hengifoss finden Sie Fossilien (https://www.hoteledda.is/en/hotels/hotel-edda-egilsstadir/local-guide) .
Viel Spaß
Michael
Hallo Michael,
vielen herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Nichtsdestotrotz frage ich nochmal nach, weil die Route 60 doch ziemlich lang ist. Soweit ich das richtig verstanden habe, spricht diese Beschreibung:
(http://heimur.is/heimur/upload/files/rundt_um_island/2011/rund-um-island2011-s82-103-westfjorde.pdf)
und Sie über den gleichen Fundort? Etwa hier: 65.822137, -23.447367
Nur als Erinnerungshilfe zitiere ich Ihren Blog:
„Ist schon spannend – man braucht dafür eine Permit, die man entweder beim Fährticket-Verkauf auf einer Farm bekommen kann (wenn kein Ranger da ist – aber jetzt ist Winter…). Der Ticketstand war zu, also hin zur Farm. Dort der Bauer war erst recht zögerlich, aber dann doch wirklich nett und es war alles klar. “
Vielleicht kommen Sie nochmal darauf.
Nochmals Danke!
Tut mir leid, aber ich kann es wirklich nicht mehr 100% genau sagen, wo es ist. Im Zweifelsfall würde ich die Route 60 generell als Ziel nehmen, da diese wirklich wunderschön – und vor allem sehr einsam und unbefahren – ist. Das dürfte noch ziemlich Island pur sein 😉
Leider kann ich da nicht mehr helfen.
Alles Gute + viel Spaß
Das mache ich ganz sicher. Vielen Dank nochmal für Ihre Mühe!