So, nachdem wir mittlerweile wieder wohlbehalten aus Tallinn zurück sind und auch die Folgen des guten Essen und Trinken etwas verdaut haben (es lebe der Fitness-Club…), geht es nun daran die ganzen Bilder zu sichten und diesen Blog zu schreiben – keine leichte Arbeit, muss ich sagen Es sind einfach so viele Ansichten und Eindrücke gewesen, die einen bewegen, mitnehmen und auch faszinieren. Das verbunden mit dem super-tollen Wetter und der guten Stimmung in der Stadt ließ einen gar nicht mehr wegwollen… Aber man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist, auch wenn es schwerfällt…
Begonnen hatte es mit der obligatorischen langen Fahrt (320 km) von Riga nach Tallinn, die recht öde auf meist schurgerader Straße durch den Wald geht (fast 90% der Strecke sind Birken- und Nadelwälder) . Wer die Strecke selber mal macht, sollte auf jeden Fall in Pärnu Halt machen – die alte Festung ist recht nett, allerdings auch nur einmal. Beim Grenzübertritt (Schengen sei Dank ohne Kontrolle), dann die doch etwas (für unseren Geschmack) deplatzierte McDonalds-Reklame an der Grenze neben der Bierwerbung… Der erste Eindruck von Estland = McDonalds + Bier? Hmmm… Würde mir doch zu denken geben, aber egal, das müssen die Leutchen selber klarmachen, uns fiel es nur auf. In Tallinn dann, anders als die Jahre zuvor im SAS Radisson Blue, diesmal zum Park Inn, welches zum Glück noch strategisch näher an der Altstadt liegt und sogar über einen Balkon verfügt, wo man abends wunderbar einen “After-Glow” mit Weinchen machen kann Zwar ist die Klimaanlage gerontologisch korrekt auf 23° Basistemperatur eingestellt, aber es gibt ja Fenster und Türen
Am Abend (es ist ja bis ca. 22:30 wirklich hell und so richtig dunkel wird es vielleicht von 24:30 – 02:30) ging es dann in die Altstadt hinein, so zusagen zum ersten “. Wie gesagt, durch die andere Lage des Hotels ein anderer Zugang und da waren wir dann doch etwas überrascht…
Aber das war nur der 1. Eindruck und wohl demnächst zur Renovierung anstehend.
Wer noch nicht Simon’s Cat auf youtube kennt, sollte sich das unbedingt mal ansehen – auf dem Wagen war es bereits klar und eindeutig auszumachen (D Fortis = Dieselmarke von Statoil )
Die Türmchen haben in Tallinn oftmals recht witzige Verzierungen – mal ganz andere Wetterfahnen als allgemein üblich
so richtig nette Blümchen sind das
aber es gibt auch Drachen (hic draconis gilt ja sowieso)
mit allem was dazu gehört (Schwanz, Krönchen und Wasserspeier)
Ja, wilde Tierchen auf der Kategorie Jäger und Sammler gibt es hier
Typische Straßenszene
Die Aushängeschilder sind auch sehr nett und anatomisch meist genau
Tallinn hat einen wilden Misch-Masch an Baustilen und –formen. Von Gotik über Barock zum Klassizismus und Neuzeit ist Alles vertreten (auch Renaissance und Jugendstil findet man)
Meist recht farbenfroh, bei dem Wetter ist das aber egal – da ist sogar die graue Wand schön
Überall sitzen die Menschen draußen und genießen
Das alte Gildenhaus der Bremer Schwarzkopfgilde (die gibt es auch in Riga gegenüber unserer Wohnung)
Wie gesagt – auch Jugendstil
Straßenleben
und ruhige Seitenstraßen
Zwei ukrainische Musiker, die wunderschön gesungen haben – eben ukrainisch, das hört sich deutlich weicher als russisch an und ist – vor allem zusammen mit den Lauten – wunderschön
Tja, Freaks gibt es überall
Die Galerie war dann allerdings für den etwas besonderen Geschmack (reichlich Kitsch und nacktes Fleisch auf Leinwand in unzüchtiger Pose )
Ach ja, Tallinn ist sehr designorientiert und es gibt unzählige kleine Galerien. Da muss man zuschlagen, vor allem, wenn die Levkojen so originalgetreu sind
Diese Innenhöfe sind immer wieder schön
Mal ist Tallinn sehr “kleinstädtisch”
Mal etwas verfallen und verlassen
dann wieder deutlich mehr mittelalterlich
oder größer und herrschaftlicher
Ist das nicht eine schöne Kirche?
Und was für Wetterfahnen
Ja, ja – das ist kein Kinderkrankenhaus…
Alt trifft neu
kleine Gassen
ruhige Innenhöfe
und dann wieder touristischere Bereiche
Das ist für uns eine der schönsten Kirchen
12. Jahrhundert?
Die Uhr auf jeden Fall ist von 14xx – wunderschön gearbeitet
und wieder diese tollen Innendurchgänge – oftmals sind innen auch kleine Lädchen mit Kunsthandwerk, Designerstudios, etc. Einfach explorieren
Es geht aber auch deutlich städtischer
bis schon hin zu protzig
Nein, das Mäntelchen ist zwar nett, aber leider aktuell nicht mit dem Gepäck und der Reiseroute vereinbar…
Hat schon einmal jemand so süße Hasen gesehen?
Und dieser Knoblauch ist auch für uns schön…
Wie gesagt – alles ist bunt gemischt
Die Tür der Apotheke
Und der alte Eingang zum Dominikanerkloster
Innenstadt – die Kirche im Hintergrund gab es bereits am Anfang zu sehen…
Es ist gemütlich und sehr verkehrsberuhigt
Na das ist doch eine tolle Lampe!
Hier wird es dann deutlich aktiver mit den Touristen
und beim Peppersack (gegenüber der Olde Hansa) stapelt man sich später…
So ein Batman löst sicherlich bei niemand irgendwelche komischen Reaktionen aus!
Ach ja, hier nochmals die Silber-Levkojen. Sind die nicht wunderschön?
Das Geschirr bei der Olde Hanse, einem mittelalterlichem Restaurant, wo wir in Tallinn immer wieder hingehen, ist auch eine wahre Augenfreude
Ja, ja – ich hör ja schon mit den Fotos auf…
Aber erst trinken wir noch einen… Pfefferschnaps, Kümmel oder Anis
Nachdenkliche unbeobachtete Pause einer Bedienung in Tracht.
Man muntert sich gegenseitig auf! Das schöne hier ist, dass die Leute das merklich gerne machen (gutes Geld!) und auch Spaß an der Sache haben. Die Verkleidung ist den meisten auf jeden Fall sehr angenehm und ich kann mir das auch gut vorstellen. Innen ist alles originalgetreu abgedunkelt und nur mit Kerzen beleuchtet. Dazu Minnesänger, Mönche und die entsprechende Küche – herrlich. Allerdings sollte man sich schon vorher überlegen, welches Magentonikum man lieber mag, da das Essen alles andere als leicht und Schonkost ist. Der Fleischeintopf ist ja sicherlich lecker, aber bei 10 h gekochter Garung nicht mehr ganz rosa
Kundenberatung
So wird innen am Klo auch das Wasser zum Händewaschen bereitgestellt (die Toiletten sind allerdings neuzeitlicher – zwar aus getriebenem Kupfer, aber Form und Funktion sind klar zuordenbar). Das Ei am Rand ist übrigens eine festgebundene Seife
So sieht das dann draußen aus – da macht spachteln und bechern (tja, die deutsche Sprache ist eben sehr deskriptiv – ich sag nur Sumpf oder Plumpsklo) so richtig Spaß
Hier gibt es dann “Prunis Dulcis” (Zuckermandeln)…
Die 3 Mädels vom Mandelstand
Diesmal nicht gestellt
Sind die Schuhe nicht cool? Also die gelben hätte ich mir fast gekauft…
Das Rathaus
Das ist dann die Kehrseite – Leute, die Flaschen und Kippen sammeln
Aber auch hier wird gegessen und getrunken (wie eigentlich überall in Tallinn…)
Was schöne Wasserspeier
Sieht doch richtig majestätisch aus
Neben dem Rathaus
Hinter uns Rathaus, rechts Olde Hanse, vor uns die Hauptstraße
Nach so viel frugalem Genuss ging es dann zur Oberstadt hinauf. Im Mittelalter war Tallinn nämlich zweigeteilt, es gab oben die alte Stadt “Dom zu Tallinn” und unten das eigentliche Tallinn, aber eben autark. Erst 184x wurden beide vereint zum heutigen Tallinn.
Da wir doch vom Essen recht mitgenommen waren, gab es allerdings erst einmal einen kleinen Zwischenstopp zum auffüllen notwendiger aufputschender Flüssigkeiten (Tee & Kaffee) sowie pharmakologisch wirksamer Mengen an Fettlösemitteln…
Ja, ja – die flüssigen Lösungsmittel…
Da werden sogar Fensterrahmen mit Gras schön
Aber ein nettes Café wr es schon – so richtig in die Festungsmauer eingebaut. Muss im Winter schön sein mit dem offenen Kamin
Das ist jetzt der Aufgang zur Oberstadt (es gibt auch eine andere Straße, aber die kommt später)
Und dann ist man oben… Estnisch ist schon eine besondere Sprache (Finno-Ugurisch eben). Auf der einen Seite sind (obwohl das komplett verschiedene Sprachstämme sind) verschiedene Worte ähnlich zu Lettisch – hier Piis und Pils (= Burg), aber die Esten haben so eine Eigenart Konsonanten wegzulassen, oder aus einem b ein p zu machen… Im Lettischen wäre der berühmte Ausspruch von Shakespeare “to be or not to be” dann “but vai ne but”, woraus im lettischen Witz der Este dann “put vai ne put” macht. Das heißt allerdings “blasen oder nicht blasen”…
Die Alexander Nevsky-Kathedrale (das war der Prinz von Nowgorod) und ein militärisch sehr erfolgreicher Mann, da er sowohl Deutsche und Schweden abwehrte, gleichzeitig aber mit der “goldenen Horde” (das mongolische und später türkische Reich) kollaborierte
Das macht sie doch perfekt?
So einen “Bommelturm” hatten wir auch noch nie gesehen
Eine wunderschöne Kirche übrigens
Nochmals die Kathedrale im säkularen Umfeld
Ja, ja – die Mönche…
Auch im Mittelalter wusste man zu bauen
und wieder die kleinen verwinkelten Straßen
Mit grandiosem Blick über Tallinn
Hier gibt es Souvenir
Die Linden blühten, dass es eine wahre Freude war
Das ist so richtige Sommerstimmung
Da musste man sogar touristisch aktiv werden und sich den Gedenktaler selber schlagen
Nette Cafés gibt es auch
Vor allem aber viel Baukunst
Hier nun die “richtige” Straße zur unteren Stadt
und wieder haben uns die kleinen Gassen wieder
Noch ein wunderbarer Laden. Wer kommt auf solche Ideen?
Das ist doch wunderschön!
Auch hier finden wir die Zehen sehr nett…
Endlich mal eine sehr natürliche, nicht so martialische Art mit Nationalbewusstsein umzugehen. Wer solche Fahnen machen kann (aus alten Laken, etc.), der lacht über sich selber und sieht die ganze Welt gelassener.
Diesen Salzstreuer mussten wir dann kaufen – eine Ratte mit Schürze! Das hat die Welt wirklich noch nicht gesehen!
Nochmals Olde Hansa etwas mehr in der Abendstimmung
Und auch die Patrizierhäuser
Prächtig, prächtig…
Allerdings gibt es auch das – im Randbereich – zu sehen. Alkohol ist ein definitives Problem der Esten, aber es gibt Schlimmeres (Militarismus, Kreationismus, …mus)
Huh – ich bin das Gespenst zum Mittag
Vor unserem Abendessen dann noch ein kleiner Abstecher in unseren Lieblingsweinkeller – das “Gloria”. Dieses Restaurant (seit den 1920er Jahren bestehend) ist eines der besten, wobei wir allerdings den unteren Gewölbebereich bevorzugen. Die Tröpfchen hier sind sehr lecker und preislich moderat. Vor allem gibt es viel Gutes im Offenausschank…
Bei der Atmosphäre schmeckt das dann auch richtig…
Wer kann hier noch wiederstehen?
Nach dem Gloria ging es dann ins Tschaikowsky (keine Bilder…), ein russisches Nobelrestaurant im Hotel Telegraff, welches Haute Cuisine der Zarenzeit serviert. Das war so die Zeit, als französische Köche nach Moskau und St. Petersburg gingen und dort die lokalen Zutaten anreicherten. Daraus entstanden dann Kreationen wie Pelmeni (gefüllt Teigtaschen, ein bisschen wie sehr große Maultaschen, allerdings deutlich länglicher…) mit Languste, Waldpilzsuppe mit Foie Gras, Jakobsmuscheln mit Kaviar, etc. Lecker…
Heimwärst dann noch Menschen, die abends das Leben genießen – interessanterweise ist in Tallinn ab 23:00 draußen Schluss und das Leben verlagert sich nach innen. Das ist gut, da dadurch die Anwohner zumindest eine Chance auf eine einigermaßen Nachtruhe haben; nicht so wie wir in Riga, wo es von 23:00 bis 06:00 durchwegs Ramba-Zamba ist (das wird sich allerdings durch die vielen Beschwerden wohl auch ändern…)
Wie kann man da nur sagen – Prost!
Am nächsten Tag dann noch ein Ausflug in das Kunstmuseum von Tallinn. Viel moderne Kunst, einiges früher Auf jeden Fall viele interessante, stellenweise auch schräge Stücke…
Das ist mal eine nette Idee
Das auch…
So etwas sieht gut aus
Nun gut, das ist morbide
Eines der besten Bilder “Angst”
Die stolze Proletarierin, welche die Gesellschaft nach vorne bringt!
Das war’s dann auch schon gewesen… Heimwärts ging es danach – zum Glück in Richtung Süden, da kurz nach der Grenze ein Festival (Positivus) allen Reisenden Richtung Norden so 2-3h Stau schenkte…
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